BOX 8 - Die Tiefwerder Wiesen in Spandau, Berlin

Das Gebiet der Tiefwerder Wiesen wurde in den Jahren 2007/2008 von Sabine Erbe im Rahmen ihrer Diplomarbeit "Landschaftsökologische und pedologische Analysen der Tiefwerder Wiesen in Berlin-Spandau" (2008) eingehend untersucht. Ein Großteil der folgenden Zusammenfassung ist ihrer Arbeit entnommen.

Inhalt der Box

Das Untersuchungsgebiet

  • Fläche: ca. 36 ha
  • maximalen West-Ost-Ausdehnung: 0,9 km
  • maximalen Nord-Süd-Ausdehnung: 1,6 km (S. 26)

"Das UG durchziehen zahlreiche kleine Kanäle und andere Gewässer, die dem Gebiet auch den Ortsnamen "Klein-Venedig" gaben." (S. 26)

" Feuchtwiesen und naturnahe Röhrichte im Bereich der Tiefwerder Wiesen, aufgeschüttete Areale im Bereich des Schulzenwalles und eingeebnete Trümmerschuttflächen im Gebiet der Magareteninsel bestimmen den typischen Landschaftscharakter. Das gesamte Gebiet kann als stark anthropogen überformte Niederung eingeordnet werden." (S. 26)

 

Gefährdete Arten im Untersuchungsgebiet (Auswahl) nach Berliner Rote Liste (ERBE 2008: 36f)
Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Schutzgradbezeichnung nach Rote Liste Berlin
Butomus umbellatus Schwanenblume 2 - stark gefährdet
"In nassen Gebieten sind typische Arten der Feuchtwiesen vertreten wie Wasserschwaden (Glyceria maxima), Schilf (Phragmites australis) und Seggenarten."    
Galium palustre subsp. Palustre Sumpf-Labkraut 3 - gefährdet
Rumex acetosa Wiesen-Sauerampfer V - zurückgehend
    "Je nach Standortverhältnissen treten Feuchte- und Nässezeiger auf."
Stratiotes aloides Krebsschere 1 - vom Aussterben bedroht
  "Es befinden sich auch einige geschützte Arten nach der Berliner Roten Liste im Gebiet."  
Thalictrum flavum Gelbe Wiesenraute 3 - gefährdet
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Recherche

"Anhand von historischen und thematischen Karten sowie einigen, das UG betreffende, ältere Veröffentlichungen und Gutachten wurden wichtige naturräumliche Prozesse herausgearbeitet." (S. 45)

"Durch die Auswertung [der Schwarzweiß-Luftbilder aus den Jahren 1928, 1938, 1943, 1944, 1945, 1954, 1964, 1974 und 1984] konnten die unterschiedlichen anthropogenen Nutzungen und Bebauungsstadien im UG analysiert werden." (S. 45f)

"Zusätzlich wurden CIR-Bilder (Color Infrarot) aus dem Jahr 1995 zur Analyse herangezogen, mit denen die Feuchtigkeit des Bodens aus unterschiedlichen Kontrasten in der Vegetationsdarstellung abgeleitet werden konnte." (S. 46)

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Probleme bei der Geländearbeit

"Das UG wurde flächendeckend mit dem PÜRCKHAUER-LINNEMANN-BOHRER (Sondierungstiefe 1 bis 1,5 m unter GOF) kartiert und die Bodenaufnahmen entsprechend der KA 5 an 106 Bohrpunkten und sieben Schürfgruben durchgeführt." (S. 46)

Bei den Geländearbeiten können teilweise ungeahnte Hürden auftreten (S. 79), wie z.B.:

  • eingeschränkte Zugänglichkeit von Teilbereichen des UG (dichte Vegetation etc.)

  • extreme Bodeneigenschaften (Nässe, Versiegelung)

  • hoher Anteil an Bauschutt (behindert Bohrungen, verstopft Bohrer)

  • starke Heterogenität von urbanen Böden (führt zu Generalisierungen in der kartographischen Darstellung von Bodentypen)

  • subjektive, d.h. verschiedene Einschätzungen von Bodenmerkmalen bei mehreren Kartierern

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Fehlerquellen bei der Laborarbeit

  • methodische Fehlerquellen

  • Erfassung zu hoher Humusgehalte durch noch lebende Organismen in der Probe oder zu hohe Glühtemperatur (Abgabe von Kristallwasser) oder organische Verbindungen wie Teer, PCP oder PAK
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Ökologische Bewertung der Tiefwerder Wiesen

"Die Bewertung der Lebensraumfunktion für naturnahe und seltene Pflanzengesellschaften wird durch besonders stark ausgeprägte Standorteigenschaften, wie sehr nasse, trockene und nährstoffarme oder sehr seltene Böden und ihre Naturnähe bestimmt." (S. 85)

Bodeneinheiten I und II: durch "ihre Feuchte [hoher Grundwasserstand], ihre hohe bis mittel ausgeprägte Naturnähe" [unveränderte Horizontabfolge] und "ihre seltenen Böden" [0,2 % der Fläche Berlins] sehr wertvolle ökologische Gebiete. (S. 87)

Bodeneinheiten III, IV und V: aufgrund ihrer geringen Naturnähe [anthropogene Überprägung], ihrer häufig verbreiteten Bodengesellschaften [1,2 % der Fläche Berlins] und ihres größeren Grundwasserflurabstandes ein geringes Leistungspotential als Lebensraum für seltene Pflanzen und naturnahe Gesellschaften auf." (S. 88)

"Der lang anhaltende hohe Grundwasserstand gewährleistet eine Konservierung und Stabilisierung der organischen Substanz gegenüber oxidativer und biogener Mineralisation. Und ist daher im Sinne einer Kohlenstoffsenke unbedingt beizubehalten." (S. 87)

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